Leben in der Lausitz

Hinter dem Abgrund

Das Lausitzer Revier ist eine Ausnahmeregion. Seit über hundert Jahren holt man hier Braunkohle aus der Erde und seitdem kommt das Land nicht zur Ruhe. Die Region muss sich immer wieder neu erfinden. Das Land und die Leute sind gezeichnet von einem unaufhörlichen Transformationsprozess.

In der Doku-Serie „Hinter den Abgrund - Leben in der Lausitz” erzählen Menschen ihre Geschichten vom Wandel:

Die Protagonisten der Filme führen uns in dieser Online-Erzählung durch ihre Region.

Das Lausitzer Revier

Zum Lausitzer Revier gehören in Sachsen die Landkreise Görlitz und Bautzen und in Brandenburg die Landkreise Dahme-Spreewald, Elbe-Elster, Oberspreewald-Lausitz, Spree-Neiße und die kreisfreie Stadt Cottbus.

Es umfasst eine fast zweieinhalb Mal so große Fläche wie das Rheinische Revier.

Verheizte Heimat

Auf unruhigem Boden

Ein Foto von drei Kohlebaggern auf einem Tagebau, im Hintergrund sind Erdhügel zu sehen.
Tagebau Spreetal-Nordost I 1991

Gut zwanzig Prozent des Stroms, den die Deutschen benötigen, werden nach wie vor aus Braunkohle erzeugt. Die Braunkohle ist damit die zweitwichtigste Quelle zur Stromerzeugung nach der Windenergie. Das weiß man in der Lausitz ganz genau – denn man hat sie seit über hundert Jahren vor Augen.

Gott schuf die Lausitz und der Teufel versteckte die Kohle darunter.Sorbisches Sprichwort

Braunkohleförderung in der Lausitz 1930 bis 2021

Zwischen den 1950er und den 1980er Jahren hat sich die Braunkohleförderung in der Lausitz mehr als verdreifacht. Die höchste Fördermenge wurde 1988 erreicht: 200,3 Millionen Tonnen. Bereits 1995 wurde die Fördermenge der späten 1950er Jahre wieder unterschritten.

Zuletzt wurde 46,8 Millionen Tonnen im Jahr gefördert – ein Viertel der Menge, die kurz vor der Wiedervereinigung abgebaut wurde.

Ende der 1980er Jahre stammte fast die Hälfte der in der DDR und der BRD geförderten Braunkohle aus der Lausitz. Heute sind es noch 37,1 %.

Aber die Hälfte aller vom Braunkohlebergbau in Anspruch genommenen Flächen des Landes liegt hier. 900 Quadratkilometer Land wurden in den letzten hundert Jahren für die Kohle abgebaggert. Eine Fläche so groß wie die Insel Rügen.

Die landschaftlichen Veränderungen sind gigantisch.

Ein Mann und eine Frau laufen auf an eingerissenen Häusern vorbei und auf ein einzelnes, noch stehendes Haus zu. Noch weiter im Hintergrund sind ein Kohle-Bagger und ein Kraftwerk zu sehen.
Das devastierte Dorf Horno I 2004

Die Heimat zu verheizen, hinterlässt sichtbare Spuren in der Landschaft und unsichtbare in den Menschen.

Der Mensch hat sich reingefressen, hat abgetragen, aufgeschüttet, geflutet, bepflanzt, aufgebaut, rückgebaut. Und tut dies noch immer. Am östlichsten Rand von Deutschland wurden für unseren Energiehunger mehrfach neue Landschaften geschaffen und wieder zerstört.

Diese Veränderung der Landschaft ist für die Menschen, die in ihr leben, sehr existenziell – denn es geht um ihr Zuhause. Denn Braunkohle wird nicht in einem unbewohnten Landstrich gewonnen – die Braunkohleflöze durchziehen Siedlungsgebiete. Die Lausitzer müssen für den Energiehunger ihre Heimat opfern, manchmal sogar ihr Heimatdorf.

Abgebrochene Orte im Lausitzer Revier

In der Lausitz wurden in den letzten hundert Jahren 137 Orte teilweise oder vollständig für den Braunkohlebergbau abgerissen. Mindestens 16.000 Menschen verloren so ihr Zuhause.

Das letzte Dorf,
das weichen muss.

Das von sorbischen Siedlern gegründete Dorf Mühlrose feierte dieses Jahr sein 645-jähriges Bestehen. Hier gibt es historische Backstein-Gehöfte, alte Bäume und verschlungene Straßen. Im Sommer 2022 leben rund 140 Menschen hier. Aber es werden wöchentlich weniger. Sobald ein Hof verlassen wird, reißt der Kohlekonzern LEAG das Haus ab. 2024 soll hier vom einstigen Dorf nichts mehr zu sehen sein. Und zwar auf Wunsch der Mehrheit der Bewohner.

In Neu-Mühlrose

Elisa Marusch (*1994),siedelte im Februar 2022 von Alt-Mühlrose nach Neu-Mühlrose um

„Wir wurden so Stück für Stück aufgefressen.“

„Wir haben uns umarmt, als wir endlich umsiedeln durften…“

Eine verlassene Dorfstraße mit alten Häusern auf beiden Seiten und einigen Bäumen im Vorder- und Hintergrund.
Alt-Mühlrose
Eine Straße führt in einen Ort mit mehreren neuen Häusern. Rechts neben der Straße steht ein Schild mit der Aufschrift Mühlrose.
Neu-Mühlrose

Mühlrose ist voraussichtlich der letzte Ort, der dem Bergbau weichen muss. Dass eine Mehrheit der Bewohner mit der Umsiedlung einverstanden ist und die monetäre Entschädigung annimmt, ist nicht die Regel. Viele devastierte Dörfer kämpften jahrzehntelang darum, bleiben zu können. Kein einziger der 137 Orte hat diesen Kampf gewonnen.

Manfred Heine (*1954),wuchs im 1985 weggebaggerten Weißagk auf

„Man verliert was wahnsinnig Wichtiges
und hat es preisgegeben für die Energiewirtschaft.“

Die Bewohner mussten dabei zusehen, dass die Orte der Kindheit abgerissen wurden, ohne etwas dagegen tun zu können. Diese Ohnmacht hat Spuren in den über 16.000 Umsiedlern der Lausitz hinterlassen. Für viele von ihnen geht mit dieser letzten Devastierung in ihrer Region, dem Abriss von Mühlrose, ein dramatisches Kapitel der Energieerzeugung zu Ende.

Befürworten Sie persönlich grundsätzlich die Ziele des Kohleausstiegs bis 2038?

In der Lausitz stehen nur 39 Prozent grundsätzlich hinter dem Kohleausstieg bis 2038, deutlich weniger als in ganz Deutschland.

Fast jeder zweite Lausitzer lehnt den Kohleausstieg ab, deutschlandweit ist es nur jeder Vierte.

Die eigene Heimat wird verheizt, das Leben im Land der Braunkohle kann laut, dreckig und unbequem sein. Trotzdem hängen die Menschen hier mehr an diesem Rohstoff als der Rest der Republik. Warum ist das so?

Die Antwort darauf liegt in der Vergangenheit.

Glück auf Kohle gebaut

Eine untergegangene Welt

Frauen mit Kopftüchern und Männer mit Helmen stehen in Uniformen neben einem Förderband. Im Hintergrund sind weitere Teile des Kraftwerks zu sehen.
Auf dem Betriebsgelände des VEB Schwarze Pumpe I 1972

Obwohl heute nicht einmal mehr 8.000 Menschen in der Kohle arbeiten, identifizieren sich viele Lausitzer trotzdem mit ihr. Denn sie selbst, ihre Eltern und oftmals auch ihre Großeltern waren zu DDR-Zeiten Teil von etwas Großem: dem ENERGIELAND Lausitz. Sie alle haben eine persönliche Beziehung zur Kohleindustrie. Die erlebten oder erzählten Erinnerungen daran haben bis heute eine enorme Strahlkraft.

Man ist halt reingeboren
hier in das ganze Ding.
Man kennt halt nichts Anderes.
Jugendliche am Osterfeuer in Spreetal

Beschäftigte im Braunkohlebergbau in der Lausitz bis 1989

Kohle war die wichtigste Energie- und Rohstoffquelle der DDR. Bereits 1960 waren über 50.000 Kumpel im Lausitzer Braunkohlebergbau beschäftigt. Kurz vor der Wiedervereinigung sogar fast 80.000.

Im Tagebau Jänschwalde

Roland Erb (*1962) ,arbeitet als Vorarbeiter der Bandkolonne seit 1982 im Tagebau Jänschwalde.

„Ich bin gerne Bergmann und bin auch stolz Bergmann zu sein.”

Die Identifikation mit dem Berufsbild Bergmann wurde von staatlicher Seite gewollt und aktiv gefördert. Die DDR, der Arbeiter- und Bauernstaat, verstand sich als aufstrebende Industrienation. Sie war auf die Braunkohle angewiesen, für Strom, Wärme und Energie. Man verpasste daher keine Gelegenheit, die Arbeiter aus der Kohle öffentlich zu würdigen. Und das zeigte Wirkung – nach außen wie nach innen.
Die Kraftwerker und auch die Kraftwerkerinnen (in der Energie- und Brennstoffindustrie kamen 1985 dreieinhalb männliche auf eine weibliche Beschäftigte) waren stolz auf ihren Beruf.

Eine Marschkapelle aus uniformierten Männern mit Blasinstrumenten läuft eine Straße entlang und spielt Musik.
Bergmannsorchester Lübbenau I 1979

Wie wichtig die Arbeit der Kohlekumpel und Kraftwerker für die DDR war, wurde ihnen auch monetär gespiegelt. In der Energie- und Brennstoffindustrie, zu der die Braunkohlegewinnung und -verarbeitung gehört, konnte man überdurchschnittlich viel verdienen. 1988 bekam man durchschnittlich 1.440 Mark brutto im Monat und damit 160 Mark mehr als in anderen Volkseigenen Betrieben (VEBs).

Die Arbeit in der Braunkohle stand für Ansehen, Wohlstand und Sicherheit. Sie sorgte dafür, dass die Lausitz überregional als Industriestandort bekannt wurde.

Energie für die Republik:
Das Kombinat Schwarze Pumpe

An einem Frühlingstag 1955 wird im kleinen Gasthaus „Zur schwarzen Pumpe“, das abgelegen inmitten von Kiefernwäldern an der Fernstraße zwischen Spremberg und Hoyerswerda liegt, ein gigantisches Vorhaben der DDR-Regierung verkündet: diese dünn besiedelte Heidelandschaft sollte bald das weltweit größte Braunkohlerevier der Welt werden und die DDR selbst zum größten Braunkohleproduzenten der Erde machen.

Im selben Jahr erfolgte der erste Spatenstich für einen der neuen Großbetriebe zur Verwertung und Veredlung von Braunkohle – der VEB Gaskombinat Schwarze Pumpe entstand. Die Bauarbeiten und Erweiterungen der Industrieanlage erstreckten sich über zwei Jahrzehnte. Der Großbetrieb nahm gigantische Ausmaße an. Menschen aus allen Teilen der DDR zogen für die Arbeit in die Region. 15.000 waren zu Hochzeiten in „Pumpe“, wie das Werk im Volksmund genannt wurde, beschäftigt.

Tagebau zu DDR-Zeiten – das bedeutete: wir müssen auf jeden Fall den Plan erfüllen, die Kohle aus der Erde holen, denn die DDR muss immer Strom haben. Das war harte Arbeit.“. Roland Erb

Das Gaskombinat Schwarze Pumpe war eines von drei großen Kombinaten in der Lausitz, also ein Zusammenschluss von sogenannten Volkseigenen Betrieben (VEB). Hier wurde die Braunkohle aus den nahegelegenen Tagebauen verwertet und veredelt. Die großflächige Industrieanlage bestand aus mehreren miteinander vernetzten Gaswerken, Kokereien, Heizkraftwerken und Brikettfabriken.

Eine Menschenmasse, die sich um einen Bogen mit der Aufschrift Kombinat Schwarze Pumpe versammelt haben. Sie beobachten alle eine Zeremonie die vor dem Bogen abgehalten wird.
Der erste Spatenstich I 1955

Im VEB Schwarze Pumpe war es laut und es hat gestunken. Die Arbeit im Drei-Schichtsystem war hart und körperlich extrem anstrengend. Trotzdem überwiegen warme Gedanken bei vielen Lausitzer, wenn sie sich an die Zeit in „Pumpe“ zurückerinnern.

Das Kombinat war für viele mehr als nur ein Arbeitgeber. Unter sozialistischen Vorgaben wurde hier auch die gemeinsame Freizeit organisiert. Man arbeitete Seite an Seite mit seinen Nachbarn, seinen Freunden, irgendwann mit seinen Kindern.

Man fuhr gemeinsam auf Schicht, brachte die Kinder in den gleichen Betriebskindergarten, hatte den gleichen Betriebsarzt, aß gemeinsam in der Kantine, tauschte Klatsch und Tratsch aus und fuhr gemeinsam wieder im Schichtbus nach Hause – meistens in identisch angelegte Plattenbauwohnungen. Die Erinnerungen an die Geselligkeit ihrer jungen Jahre ist vielen im Rückblick präsenter als die müden Beine am Ende einer Spätschicht.

„War ’ne schöne Zeit in Pumpe.“

Frauen und Männer sitzen gemeinsam an mehreren einzelnen Tischen beim Mittagessen und Unterhalten sich. Sie tragen alle Arbeitsuniformen.
Mittagspause in der Kantine der Brikettfabrik I 1972
Eine Gruppe Menschen steht in einem Raum vor einer Tafel mit einer Zahlentabelle. Einem Mann in der Mitte wird von zwei anderen Männern Fische gegeben und alle von ihnen und den Umstehenden lachen oder lächeln.
Arbeiterinnen und Arbeiter im Werksbus nach Schichtende I 1972

Dann kam die Wende.
Die Arbeiter, wie auch ihre Kohle, wurden nicht mehr gebraucht.

Nach der Wiedervereinigung wurde alles rund um die Braunkohle in der Lausitz rabiat heruntergefahren – Förderung, Verwertung und Veredelung. Der ehemalige VEB Schwarze Pumpe gilt nun im Zuge der Wiedervereinigung als marktwirtschaftlich nicht rentabel und ökologisch unhaltbar. Die Menschen verloren nahezu von einem auf den anderen Tag ihre Arbeit, ihre berufliche Anerkennung und ihre Gemeinschaft.

Beschäftigte im Braunkohlebergbau in der Lausitz

Von den fast 80.000 Arbeitsplätzen Ende der 1980er Jahre wurden binnen eines Jahrzehnts neunzig Prozent abgebaut.

Mit dieser historischen Zäsur hat die Region noch heute zu kämpfen. Was hier passierte, war nicht für alle eine Transformation – für viele war es das Ende einer langen Aufbauphase und der Anfang von nichts: ein Strukturbruch, kein Strukturwandel.

Im Garten der Eisdiele „Uli‘s Leckstation“

Ulrich Gbureck (*1950),wurde im Alter von 50 Jahren entlassen – nach 35 Jahren im Kraftwerk.

„Das war ’ne schöne Arbeit und das hab ich gemacht,
bis ich meine Entlassung gekriegt habe
und dann stand ich erstmal da: Und nun?“

Nachdem sie ihre Betriebe teilweise selbst abwickeln mussten, wurden neun von zehn Arbeitern in die Frührente oder in die Arbeitslosigkeit entlassen. Wer jung und ungebunden war, ging. Der strukturelle Umbruch der Region zwang viele, ihre Heimat auf der Suche nach Arbeit zu verlassen. Eine ganze Generation kehrte der Region den Rücken.

Rückbau einer Utopie

Hoyerswerda: Leere breitet sich aus

Es ist schwer, seine Heimat zu verlassen. Dazubleiben, während alles zerfällt, ist aber auch nicht einfach. Die Nachwendejahre waren eine herausfordernde Zeit für die Menschen in der Lausitz. Wie überall in Ostdeutschland mussten sie sich in einem neuen System zurechtfinden – und in diesem System schien der ehemalige Industriestandort Lausitz nicht mehr gebraucht zu werden. Die Menschen in der Lausitz verloren ihre Beschäftigung, ihren Zusammenhalt – und damit oftmals ihren Lebensinhalt. Viele zog es fort. Und wo früher Leben war, kehrte nun Leere ein.

Besonders dramatisch war diese Entwicklung in Hoyerswerda-Neustadt. Als Stadt der Zukunft entworfen, wurde Hoyerswerda-Neustadt seit Ende der 1950er Jahre für die tausenden Arbeiter des Kombinats Schwarze Pumpe gebaut. Sie galt als kinderreichste Stadt der DDR und erfuhr eine beispiellose Entvölkerung nach der Wiedervereinigung. Diejenigen, die blieben, erlebten, wie die Stadt um sie herum abgerissen wurde und das Leben von den Straßen verschwand.

In Hoyerswerda wurde eine ganze Utopie physisch aufgebaut – und wieder abgewickelt. Das städtische Zusammenleben, das in kürzester Zeit aus dem Nichts entstanden war, musste sich in noch kürzerer Zeit wieder neu organisieren.

In der Kulturfabrik Hoyerswerda

Dorit Baumeister (*1963) ,Architektin aus Hoyerswerda

„Neustadt war ein Versprechen,
die Vision einer neuen Gesellschaft.
Ihr Rückbau war das Eingeständnis des Scheiterns.“
Die Front von zwei Wohnhäusern. Die beiden Häuser sehen gleich aus und haben viele Fenster, vor ihnen läuft ein Mann entlang.
Neustadt Hoyerswerda I 2022
Zwei leere Bänke stehen an einem verlassenen Sandkasten auf einer größtenteils vertrockneten Wiese. Dahinter sieht man Fenster eines großen Wohnhauses.
Neustadt Hoyerswerda I 2022

Bevölkerungsentwicklung in Hoyerswerda

Nach der Errichtung des Volkseigenen Betriebs Gaskombinat Schwarze Pumpe verzehnfachte sich die Bevölkerung von Hoyerswerda. Zwischen 1957 und 1990 entstanden die zehn Wohnkomplexe WK I bis WK X. Auf die Wiedervereinigung und das Ende des VEBs folgten eine massive Abwanderung der Bevölkerung sowie Leerstand und Rückbau der Wohnblöcke.

Das große Drama der 90er Jahre war, dass wir eine ganze Generation verloren haben – die war einfach weg.Manfred Heine, der dienstälteste Bürgermeister der Lausitz

Arbeiten an der Zukunft

Der Umbau der Wirtschaft

Die Wiedervereinigung und die Nachwendezeit waren für das Lausitzer Revier dramatisch. Viele landschaftliche, wirtschaftliche und persönliche Wunden sind noch lange nicht verheilt. Und doch erfuhr man auch hier in den letzten Jahren eine wirtschaftliche Stabilisierung. Nach dem großen Strukturbruch in den 1990ern und der damit verbundenen Abwanderungswelle transformierten sich Gesellschaft und Wirtschaft gleichermaßen: Sie schrumpften und versuchten die übriggebliebenen Strukturen zu erhalten.

Die strukturschwache Region kämpft heute nicht mehr vornehmlich mit Arbeitslosigkeit. Neben Neuansiedlungen trug der Bevölkerungsrückgang dazu bei, dass sich die Beschäftigungsquote stabilisierte. Die Menschen in der Lausitz suchten sich einen Weg im durch viele Enttäuschungen entzauberten Kapitalismus.

Rückgang der Arbeitslosigkeit in der Lausitz

Heute herrscht in der Lausitz fast Vollbeschäftigung. Seit 2008 verringerte sich die Anzahl der Arbeitslosen um mehr als sechzig Prozent. Im gleichen Zeitraum ist deutschlandweit die Zahl der Arbeitslosen um zwanzig Prozent zurückgegangen. Dazu trugen vor allem die Abwanderung und der demographische Wandel bei: Es leben weniger Menschen im erwerbsfähigen Alter in der Region.

Schon wieder Strukturwandel

Als sich Deutschland 2015 mit Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommen zum Ausstieg aus der Kohle verpflichtete, applaudierten Klimaaktivisten weltweit – doch in der Lausitz überwog die Skepsis. Für die Region, die sich mit vielen Mühen gerade wirtschaftlich stabilisiert hatte, war die Aussicht auf das Wegbrechen einer für die Menschen in der Region noch immer so wichtigen Branche verunsichernd. Schon wieder soll die Region einen „Strukturwandel“ bewältigen.

Den Schock des letzten Strukturbruchs, dem der Nachwendezeit, noch in den Knochen, weit entfernt von „blühenden Landschaften“ und mit der sich in den 1990er Jahren eingebrannten Angst vor Arbeitslosigkeit erwartete man hier vom nächsten Wandel nichts Gutes.

Warschau I 2019

Doch die Zeiten haben sich geändert. Die mit einem Strukturbruch assoziierte Massenarbeitslosigkeit ist nicht zu erwarten. Die Lausitz ist heute wirtschaftlich breiter aufgestellt. Die Braunkohle formt die Landschaft noch immer. Auch des Leben der Menschen und die öffentliche Wahrnehmung der Region ist nach wie vor gekennzeichnet von den Strukturen des Bergbaus. Wirtschaftlich ist die Kohle für die Region allerdings kaum noch relevant.

Lediglich 7.362 Menschen arbeiten noch im Lausitzer Revier im Braunkohlebergbau, gerade mal 1,9 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten – weitere 7.000 bis 12.000 Arbeitsplätze sind von der Braunkohle indirekt abhängig.

Doch die Sorge um die Zukunft der Region nach dem Kohleausstieg besteht hier trotzdem: Die wirtschaftliche Stabilität ist fragil und der Standort ist immer noch nicht für alle attraktiv. Man verdient hier weiterhin schlechter als im Rest der Republik. Es sei denn, man hat eine der begehrten Anstellungen bei der LEAG, dem großen Kohlekonzern. Und deshalb will man die LEAG, die Lausitzer Energie AG, nicht so einfach gehen lassen.

Arbeiter und Arbeiterinnen stehen vor einem Tagebau. Sie tragen alle Arbeitsuniformen und halten teilweise Fahnen.
Beschäftigte im Tagebau Jänschwalde I 2000
Es wird nicht gelingen, wenn wir es nicht schaffen die Menschen auf ein gemeinsames Ziel - eine große Vision zu einigen. Wenn wir sie da nicht mitbekommen, werden wir verlieren.Dorit Baumeister, Leiterin des Bauamts Weißwasser

Arbeitnehmerentgelt je Arbeitsstunde

Die Durchschnittslöhne in der Lausitz steigen zwar, die Löhne im Rest des Landes allerdings auch. Der Abstand zwischen dem, was man in der Lausitz und im Bundesdurchschnitt verdient, schließt sich nur ganz langsam. Zuletzt waren die Arbeitsentgelte in der Lausitz um ein Fünftel geringer.

Dass eine abermalige Verwandlung des Wirtschaftsstandortes Lausitz mehr Fingerspitzengefühl braucht als in den 1990ern, ist auch nach Berlin durchgedrungen. Diesmal möchte man es richtig machen. Eine Transformation hin zur Nachhaltigkeit – ohne dass jemand auf der Strecke bleibt. Deshalb verabschiedete man 2020 das Kohleausstiegs- und Strukturstärkungsgesetz – man möchte aus der Kohle aussteigen und gleichzeitig in die Region einsteigen. Die Region soll gestärkt werden und keine wirtschaftlichen Nachteile durch den Kohleausstieg erleiden. Dafür greift man auf eine altbekannte Formel zurück: Das ENERGIELAND Lausitz soll unter anderem ein bedeutender Wirtschaftsstandort für die Entwicklung, Produktion und Verarbeitung regenerativer Energien werden. 500 Millionen Euro sollen investiert werden, damit in der Lausitz nachhaltiger, sogenannter „grüner“ Wasserstoff produziert wird.

Eine Gruppe Männer steht im Regen. Die meisten halten Regenschirme und im Vordergrund steht ein Mann mit Arbeiterhelm und einem Schild mit der Aufschrift Energiewende nur mit uns.
Bergleute demonstrieren vor Beginn der ersten Lausitz-Konferenz I 2019
Im Rathaus Spremberg

Christine Herntier (*1957),Bürgermeisterin der Stadt Spremberg

„Jetzt haben wir die Chance doch etwas Neues aufzubauen. Das ist sehr sehr anstrengend. Aber wann bekommt man schonmal so eine Möglichkeit?“

Die Wirtschaft soll um- und ausgebaut werden. Der Strukturwandel wird mit viel politischem Willen und großen Summen unterstützt. 3,6 Milliarden Euro werden dem Land Brandenburg zur eigenen Verwendung bereitgestellt, 2,4 Milliarden Euro dem Land Sachsen. Bis zu 11,2 Milliarden Euro bringt der Bund selbst mit eigenen Maßnahmen zur Strukturentwicklung ein um Wirtschaft, Wissenschaft und Infrastruktur in der Lausitz zu fördern.

Doch die Folgen vergangener Entscheidungen legen der Zukunft Steine in den Weg. Die Lausitz hat heute ein großes Problem: es fehlen die Menschen, vor allem die Facharbeiter. Viele von ihnen sind gegangen. Gab es früher zu viele von ihnen und zu wenig Arbeit, ist die Situation heute umgekehrt: Es gibt zu viel Arbeit für zu wenig Menschen – eine schwierige Voraussetzung für die Wirtschaft.

Wir können über jeden Arbeitsplatz froh sein, der nicht entsteht, weil wir ihn sowieso nicht besetzten könnten.Prof. Dr. Joachim Ragnitz, Wirtschaftswissenschaftler

Wie lange braucht es, offene Stellen zu besetzen?

In den Lausitzer Kreisen Bautzen und Görlitz dauert es aufgrund des Fachkräftemangels besonders lange, freie Stellen zu besetzen. Im Landkreis Bautzen mittlerweile sechseinhalb Monate (197 Tage) und damit knapp zwei Monate (56 Tage) länger als im bundesdeutschen Durchschnitt.

Eine Analyse zum Fachkräftemangel von 2018 zeigt, dass es in der Lausitz besonders schwer ist, Stellen im Maschinenbau zu besetzen. Hier blieben Stellen im Schnitt über acht Monate unbesetzt. Aber auch Klempner oder Energietechniker werden kaum gefunden.

Wie existenziell dieses Problem für eine Firma sein kann, zeigt sich am Standort Schwarze Pumpe – der nun kein Gaskombinat mehr ist, sondern ein Industriepark:

Ein Neuanfang
Der Industriepark Schwarze Pumpe

Der Standort Schwarze Pumpe, der mit einer Fläche von 870 Hektar nach wie vor zu den größten Industriearealen in den neuen Bundesländern zählt, ist heute ein zukunftsträchtiger, leistungsfähiger Industriepark inmitten der Lausitz. Rund 120 Unternehmen mit ca. 5.500 Beschäftigten sind hier ansässig.

Im Gründerzentrum Dock3

Carsten Baumeister (*1962),Projektleiter beim australischen Batteriematerialienhersteller Altech Industries Germany

„Wir haben viel mehr Interesse dran neue Leute in die Region zu holen – Punkt eins – und Punkt zwei: wir dürfen die Leute einfach nicht mehr fortgehen lassen!“

„Wir haben eine tolle Chance und ein großes Problem …“

Industriepark Schwarze Pumpe I 2022

Durch den bundesweiten Fachkräftemangel reicht es nicht mehr aus, wenn Unternehmen eine verlockende berufliche Perspektive bieten. Die Region muss für Arbeitnehmer und ihre Familien genauso attraktiv sein wie der Job. Ebenso spielen die sogenannten weichen Standortfaktoren eine immer größere Rolle. Denn die Menschen heutzutage wollen nicht nur gutes Geld verdienen. Sie wollen sich auch gut amüsieren, interessante Menschen kennenlernen und in einer schönen Umgebung wohnen. Jetzt sind die Kommunen und Städte der Lausitz gefragt neue und attraktive Anreize für den Zuzug zu bieten.

Doch vor allem muss die heimische Jugend in der Region gehalten werden. Denn ohne sie wird der geplante Neuanfang nicht funktionieren.

Bleiben um zu Gestalten

Die nächste Generation

Weißwasser I 2022

Der ehemalige Pracht-Boulevard der Stadt Weißwasser ist verwaist. Wo sich zuvor feine Geschäfte aneinanderreihten und zu DDR-Zeiten Menschen flanieren gingen, steht heute nur noch ein einsamer Friseursalon. Die sonnenverblichenen Plakate in seinen Schaufenstern zeigen eisern kesse Diskofrisuren, obwohl die Kundinnen hier eher Dauerwelle und Silberglanz wünschen.

Weißwasser hat ein Problem: Es vergreist. Durch Wegzug und den demographischen Wandel hat sich die Gesellschaft extrem verändert. Heute fehlt das, was einen Boulevard, eine Wirtschaft, eine Gesellschaft lebendig macht: lärmende Kinder, kauffreudige Mütter und biertrinkende Väter. Selbst die an Tischtennisplatten rumlungernden Jugendlichen fehlen.

Der demografische Wandel hat uns in einen Zustand gebracht,
der nicht mehr rettbar ist. Der Zug ist abgefahren.
Dorit Baumeister, Leiterin des Bauamts Weißwasser

Anteil der Altersgruppen in Weißwasser

In Weißwasser hat sich der Anteil der unter 20-Jährigen in den letzten dreißig Jahren halbiert. Dagegen hat sich der Anteil der Menschen ab 65 Jahren vervierfacht – und er wird sich weiter erhöhen.

Prognosen zufolge liegt der Anteil der Menschen ab 65 Jahren 2035 bei über vierzig Prozent.
1990 waren es nicht einmal acht Prozent.

Geht die Jugend, geht die Zukunft.

Die Kinder, die nach 1990 in Weißwasser geboren wurden, sind in einer traumatisierten Gesellschaft groß geworden. Ihre Eltern waren die, die blieben, während die ehemaligen Kollegen und Freunde der Arbeit hinterher zogen – meist nach „drüben“.  Bleiben hieß für viele: prekäre Beschäftigungsverhältnisse, Partner auf Montage, die nur selten zu Hause waren und Arbeitslosigkeit. Viele Kindheiten im Nachwende-Weißwasser waren geprägt von der Unsicherheit und Armut der Eltern.

Ein verlassener Skatepark. Auf die Rampen wurde teilweise Graffiti gesprüht und im Hintergrund sind moderne, große Gebäude zu sehen.
Weißwasser I 2022

Kinderarmutsquote

In Weißwasser war 2007 noch jeder zweite Jugendliche unter 15 Jahren von Armut betroffen, in ganz Deutschland nur jeder Sechste. Viele junge Erwachsene in Weißwasser von heute wissen also, was es heißt, in Armut aufgewachsen zu sein. Auch zuletzt war die Armutsquote mit 19 Prozent deutlich höher als im Bundesschnitt.

Die Jugendlichen, die nicht weggehen, haben zwei Optionen: Entweder sie führen ein Schattendasein in einer alternden nostalgischen Gesellschaft oder sie schaffen selbst das Angebot, das sie gerne nutzen möchten. Zwar brauchen sie dafür Ausdauer, Kraft und Mut – bekommen aber auch jede Menge Möglichkeiten. Wer clever ist, nutzt die Strukturfördertöpfe und gestaltet Leerstand per Eigeninitiative zu Freiraum.

„Die Möglichkeiten hier sind einmalig…“

Neben dem wirtschaftlichen und kulturellen Angebot zählen für viele junge Erwachsene auch die Qualitäten eines Ortes für die Familiengründung. Und da hat Weißwasser so einiges zu bieten: bezahlbaren Wohnraum, flächendeckende Kinderbetreuung, ungenutzte Freiräume und ein Umland, das mit einer neuentstandenen Naherholungslandschaft lockt.

Die Chance besteht, dass die Nachkommen einer gebeutelten Generation in einer der Zukunft zugewandten Region aufwachsen. Das könnte das Happy End eines langen und mühsamen Transformationsprozesses sein, wenn da nicht das nächste Problem vor der Tür stehen würde.

Wenn du Menschen stark machst und sie als wache Geister hältst,
dann hast du ’ne Chance.
Dorit Baumeister, Leiterin des Bauamts Weißwasser

Postfossiles Land

Ist die Zukunft schon verbrannt?

Die Ziele des Pariser Klimaabkommens, zu denen sich Deutschland verpflichtet hat, sind nur zu erreichen, wenn auf die Nutzung fossiler Energieträger verzichtet wird. Die Kohlegruben gehören früher oder später der Geschichte an. Deren Co2-Ausstoß ist angesichts des Klimawandels nicht mehr zu rechtfertigen.

Der Kohleausstieg soll kommen, eigentlich 2038, doch vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine scheint das nicht mehr so sicher. Fakt ist, dass immer weniger Braunkohle aus der Lausitzer Erde geholt wird und dass irgendwann ganz damit Schluss sein wird.

Die Braunkohlekraftwerke
sind 100-mal schmutziger als
alle deutschen Inlandsflüge

Inlandspassagierflüge in Deutschland sorgten vor der Pandemie für 1,5 Millionen Tonnen CO2-Ausstoß im Jahr.  Die deutschen Braunkohlekraftwerke emittierten im gleichen Zeitraum die einhundertfache Menge an CO2: 149,9 Millionen Tonnen Co2

Alle Passagierflüge, die von Deutschland aus starten und im Inland oder Ausland landen sorgen insgesamt für 22,2 Millionen Tonnen CO2. Im Vergleich dazu stoßen die deutschen Braunkohlekraftwerke 6,75-mal so viel CO2 aus.

Der Abschied von der Kohle fällt den Menschen der Lausitz aus wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Gründen schwer. Trotzdem ist er unausweichlich.

Schönes neues Seenland?

Das gigantische Bergbaugebiet hinterließ eine ebenso gigantische Folgelandschaft. Die riesigen Kohlegruben wurden und werden Stück für Stück durch Flutungen in Seen verwandelt. Seit den 1990er Jahren entstanden in der Tagebaufolgelandschaft Lausitzer Seenland 25 Seen mit 15.000 Hektar Wasserfläche. Die Lausitz wird Europas größtes künstliches Seengebiet. Ein von industrieller Nutzung bestimmter und zuvor lauter und verschmutzter Landstrich verwandelt sich zusehends in ein wahres Naherholungsgebiet. Ein Projekt, das auf den ersten Blick ganz unter dem Zeichen der Nachhaltigkeit steht.

Da Wohnen, wo andere Urlaub machen.

Es wirkt wie eine traumhafte Entwicklung für die Menschen vor Ort. Was früher ein Nachteil war, wird nun zum Vorteil: die Nähe der Ortschaften zum Tagebau. Wer früher eine Kohlegrube vor der Haustür hatte, schaut heute nicht selten auf einen See. Diejenigen, die blieben, werden belohnt. Nach vielen enttäuschten Versprechungen, dass die nächste Transformation eine rosige Zukunft bringt, scheint diese wahr zu werden.

Die Kohlekraftwerke verschwinden und ein neuer Verteilungskampf beginnt
– um die knappe Ressource Wasser.
Carsten Baumeister, Projektleiter bei Altech Industries Germany

Welch schöne neue Welt! Der Mensch scheint eine einfache Antwort gefunden zu haben, um die Umweltfrevel der Vergangenheit durch eine nachhaltige Folgenutzung auszugleichen. Ein Rohstoff wird mit einem anderen ersetzt.
Doch produziert man damit nicht das nächste Problem?

Die Lausitz hat ein Wasserproblem. Bisher wurde hier sehr viel Grundwasser aus den Kohlegruben ans Tageslicht befördert, gereinigt und den Flüssen zugeführt. Diese Wassermenge fällt mit dem Kohleausstieg weg.

Hinzu kommt die neu erschaffene Seenlandschaft. In der Lausitz entstehen circa 15.000 Hektar Wasserfläche. Dem Bergbauunternehmen LEAG wird vorgeworfen, die Tagebaue großflächig zu fluten, da dies die günstigste Lösung sei, mit ihnen umzugehen.

Sie hätten sich alternativ bei der Flutung auf die tiefsten Bereiche der Tagebaue beschränken können, statt riesige, aber flache Seen entstehen zu lassen. Flachere Seen haben im Verhältnis zu ihrem Volumen eine größere Oberfläche. Dadurch verdunstet mehr Wasser gleichzeitig in die Luft.

Die Verschwendung von Wasser kann man sich kaum leisten, insbesondere dann, wenn es besonders heiß und trocken ist. Also in Zukunft immer mehr und immer häufiger. Das gilt ganz besonders für die Lausitz.

Das Wasser, das ein Ein-Personen-Haushalt pro Jahr verbraucht, verdunstet im Lausitzer Seenland im Schnitt innerhalb von 13 Sekunden. Insgesamt führt dies zu einem Wasserverlust, der fast 1,6 Millionen Single-Haushalte versorgen könnte.

Der Mensch hat eingegriffen in die Natur und diese zahlt es ihm jetzt
ganz böse zurück
Manfred Heine, der dienstälteste Bürgermeister der Lausitz

Dürre wird zum Dauerzustand.

Die letzten Jahre waren deutschlandweit immer wieder von starken Dürreperioden geprägt. In den meisten Regionen konnten sich die Böden zumindest temporär erholen. Doch in der Lausitz blieb es auch dann trocken und die außergewöhnliche Dürre wurde zum Dauerzustand.

Deutschlandkarte, die anzeigt in welchen Regionen in den letzten 3 Jahren der Boden in 1,8 Meter Tiefe so trocken war, dass dort eine Dürre herrschte.

Einzig der Wandel hat Bestand.

Am Ende bleibt zu sagen, dass es kein Ende gibt. Durch den Kohleabbau hat sich das Zeitgeschehen in der Lausitz wie unter einem Brennglas verdichtet. Seine Anfänge, sein Höhepunkt und sein Ende prägten und prägen die Region. Der menschengemachte Klimawandel – als Folge dieses fossilen Exzesses – hält die ganze Welt in Atem. Den Preis für die Vergangenheit werden die zukünftigen Generationen zahlen müssen.

Es gibt keine Verschnaufpause für die Lausitz. Der Wandel bleibt ein Dauerzustand – und vielleicht ist er am Ende die einzige Konstante.

Am Tagebau Welzow Süd I 2022